«Mein Bienenvolk, wie geht es Dir im Januar?»

«Im Januar bin ich noch ganz am Ruhen. Es ist der letzte Monat..

...meiner Winterruhe. Es ist die Zeit der Entspannung, eine Art Schlafzustand.  Um das Leben aufrechtzuerhalten, braucht es wenig Einsatz. Für Euch Menschen ist eine solche Winterruhe schwer zu verstehen, denn euer Schlaf- und Wachrhythmus wiederholt sich jeden Tag. Beim Bienenvolk ist das anders. Wir haben einen Jahresrhythmus von Wachen und Ruhen. Die Winterruhe ist die Zeit der geruhsamen Winterbienen, mit wenig sichtbarer Arbeit und wenig Brutaufzucht. Im Gegensatz dazu ist die Zeit der Sommerbienen und des Volksumbaus anstrengend. Bienen, Drohnen und die Königin sind während der ganzen Vegetationsperiode stark gefordert. Ich bin dann Tag und Nacht in einer Art Wachzustand, immer bereit, den vollen Arbeitseinsatz zu leisten, auch wenn dieser nicht ständig gefordert ist. Im Winter jedoch, da müssen wir kaum auf der Hut sein, weder gegen innen noch außen. Wir müssen kaum Brut pflegen, nur wenig Hygienearbeit leisten, wenig Heizleistung erbringen und Landschaftsbesuche oder Einsätze bei den Pflanzen finden kaum statt. Es ist eine Art Dösen, ein Traumzustand, wenn wir es mit dem Menschen vergleichen. Es ist ein Dasein ohne Abgrenzung, ein Zustand, indem man mit der ganzen Welt verbunden ist. In einem gewissen Sinn ist das auch eine Art von Arbeit, jedoch eine andere. Im Ruhezustand richtet man sich nach der Welt aus. Für diesen Prozess ist die Gewährleistung von Ruhe das Wichtigste, das uns die Imkerschaft in dieser Zeit an Unterstützung bieten kann.»

«Wird denn in dieser Zeit nicht schon die erste Brut angelegt?»

«Als Bienenvolk habe ich sehr wohl bemerkt, dass die Tage länger werden, und das gibt einen Stimmungswechsel. Das Jahr hat gewendet. In dieser Zeit ist ein spontaner Brutansatz wahrscheinlich, aber nur so wenig, dass er mich kaum beansprucht. Er fordert nur wenig mehr als etwa die Grundversorgung mit Wärme im Winter.» Die Hochachtung gegenüber dem Bienenvolk hat sich in den darauffolgenden Hochkulturen gesteigert. Auch da habe ich dem Menschen gerne von mir gegeben, und er Mensch hat dies als ein Geschenk der Götter angenommen. Die Arbeit und Pflege an mir wurde als eine religiöse Arbeit betrachtet. Das Bienenvolk war in dieser Phase für den Menschen nicht nur eine physische, sondern auch

 «Wie ist das Verhältnis vom Bienenvolk zum Menschen?»

«Bienenvolk und Mensch haben eine große gemeinsame Vergangenheit. Das Bienenvolk in der heutigen Form und mit seinen speziellen Fähigkeiten als Organismus gibt es schon viel länger, als es Menschen gibt.
Das Bienenvolk ist damit ein Begleiter der Menschheit seit den ersten Tagen. Wir sind in einem gewissen Sinne wie Geschwister. Bei aller Verschiedenheit sind wir doch zusammen aufgewachsen und gemeinsam zu dem geworden, was wir heute sind. Wir haben dabei ganz verschiedene Abschnitte dieser Beziehung durchlebt. Es gab die Zeit des Nebeneinanders, als wir beide unabhängig voneinander in der Natur lebten. Schon damals habe ich dem Menschen, der mich besuchte, gerne von mir etwas abgegeben, und der Mensch hat sich auch sehr bedankt für das Geschenk. Es war dies die Zeit des Menschen als Jäger und Sammler. Für uns als Bienenvolk war es die Zeit, als wir als einzelne Völker in Baumhöhlen und Felsnischen lebten. Die Hochachtung gegenüber dem Bienenvolk hat sich in den darauffolgenden Hochkulturen gesteigert. Auch da habe ich dem Menschen gerne von mir gegeben, und der Mensch hat dies als ein Geschenk der Götter angenommen. Die Arbeit und Pflege an mir wurde als eine religiöse Arbeit betrachtet. Das Bienenvolk war in dieser Phase für den Menschen nicht nur eine physische, sondern auch eine geistige Stütze. Das Bienenvolk war immer ein wichtiger Impuls für das Geistesleben des Menschen. Von dieser Ebene ist heute nicht mehr so viel geblieben, vielleicht noch ein kleiner Funke in der heutigen Beziehung von Mensch und Bienenvolk, welcher an die frühere Wertschätzung erinnert. Es steht mir nicht an, über den Menschen zu klagen, doch im letzten Jahrhundert habe ich oft eine Haltung erlebt, welche an eine Art Ausbeutung grenzte. Heute sehe ich, dass der Wert des Bienenvolkes geschätzt wird, materiell in Form der Bestäubungsleistung und in Form der Bienenprodukte. Für mich ist die Begegnung mit dem Menschen ein Bedürfnis, und ich glaube zu spüren, dass dies auch vielen Menschen ein Anliegen ist.»

  «Welche Haltung würdest du dir von der Imkerschaft für das kommende Jahr wünschen?»

«Wir Bienenvölker sind Tiere und möchten auch als solche mit Würde behandelt werden. Mit Achtung, die man auch anderen Tieren entgegenbringt und nicht wie ein Tier in einer industriellen Tierhaltung. Zum Beispiel wie eine Kuh bei einem Bauern, der seine Tiere achtet. Wir brauchen nicht die Aufmerksamkeit eines verwöhnten Hundes. Wir haben unser eigenes Leben und unsern eigenen Stolz, aber wir wollen, dass die Imkerinnen und Imker uns als Tierwesen ernst nehmen. Wir möchten unserem Gegenüber auf Augenhöhe begegnen. Und das ist auch der Grund, warum mir etwas an dem Interview liegt. Ich war immer wieder in der Geschichte mit dem Menschen in engem Kontakt und ich habe dabei gesehen, dass jede Zeit mit dem Bienenvolk ihren eigenen Umgang pflegt, mit seinen Vor und Nachteilen. Es gibt nicht einen objektiv richtigen Umgang. Doch ich möchte die Gelegenheit nutzen, um zu zeigen, wie man uns Bienenvölkern in der heutigen Zeit ernst nehmen kann.»

Martin Dettli führte diesen Diskurs mit dem Bienenvolk.
(Quelle: Schweizerische Bienenzeitung - www.summ-summ.ch)

 

Warum versinken die Bienen? Es ist nicht die letzte Körperwärme, welche die Bienen einsinken lässt, sondern
die tägliche Sonnenbestrahlung, welche die dunkeln Bienenkörper stärker erwärmt als den Schnee.

(FOTO: MARTIN DETTLI)

 

 

 

 



 

   

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